PerserVSGriechen

Fußnote der Geschichte

Die diesjährige Floorballsaison rast unweigerlich ihrem Höhepunkt entgegen. Nachdem die Meisterschaft des UHC Weißenfels in der 1. Bundesliga wieder feststeht, der Pokal-Wettbewerb 2019 mangels Interessenten nicht ausgetragen wurde und die 2. Bundesliga per se von externem Interesse befreit ist, erforderte es wieder ein regionales Glanzstück, damit Floorball die europäische Berichterstattung erneut dominiert.

Von Persern und Griechen

Um das Offensichtliche wieder vorwegzunehmen, für dieses Glanzstück, mit einer kleinen Analogie zur Geschichte, sorgten natürlich die Floorball Turtles im Spiel gegen den SC Potsdam. Zeitzeugen lief es kalt den Rücken herunter, erkannten Sie doch sofort die Parallelen zur Schlacht bei den Thermopylen von 450 v. Chr. Legt man den Bericht von Herodot, als einziger Quelle aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. zu Grunde, standen den über 2.000.000[1] Persern nur 6.200[2] Griechen gegenüber. Höchstwahrscheinlich waren es auch stark angetrunkene Griechen, die nicht nach Hause wollten, da man es sonst wohl nicht allein mit 322 Gegnern aufnehmen würde. Die Verhältnisse passten also. Den Potsdamern mit Ihren 2.236 Zuschauern, 18 Feldspielern und 0,5 Schiedsrichtern, stellten sich mit einem Grippekranken, zwei alten Männern, einem Feldspieler im Tor, einem Übernächtigten, drei Trinkern, sechs Untrainierten, einem Exil-BFKler, einem Knieversehrten und zwei anderweitig angeschlagenen Spielern insgesamt nur 7 Turtles entgegen[3].

Schildi
Schildi fehlte auch.

Die enorme Bedeutung des gestrigen Glanzstücks wird mit Blick auf das Tableau vor dem letzten Spieltag der Regionalliga Nord-Ost noch deutlicher. Die Ausgangslage war spannend. Die Turtles haben sich in unnachahmlicher Brillanz unveränderbar an Platz 3. festgesetzt. Damit ist der nach dem letzten Spieltag Zweitplatzierte der kommende Playoff-Gegner im Halbfinale. Um diesem schweren Schicksal zu entgehen, lieferten sich der SC Potsdam und BAT Berlin III ein indirektes, wie erbittertes Fern-Duell um den ersten Platz. Beide waren Punktgleich mit einer um sieben Tore besseren Tordifferenz für BAT III. Potsdam musste die Turtles also höchstmöglich aus der Halle fegen, um bei einem erwarteten Sieg von BAT III dennoch erster zu werden.

Was bleibt …

Und so wie es die Perser mit den Griechen taten, taten es die Potsdamer mit den Turtles. Am Ende stand es nach nur 60 Minuten 19:1 und der Vorsprung von Potsdam auf BAT III betrug nun stolze 11 Tore. Die Turtles waren alle am Ende, aber haben zumindest überlebt. Bei der Suche nach dem Sinn dieser unausweichlichen Niederlage kam man beim abschließenden Getränk schnell überein, dass neben Potsdam auch die Fairness siegte, hätte man sich doch für nur 100 Euro Strafzahlung eine 0:5-Niederlage und einen freien Tag „kaufen“ können.

Ein großes Lob gilt Tommy, der als Einziger wirklich antreten wollte und alle anderen überzeugte es auch zu tun, sowie Fabi, der trotz Virus auf dem Spielberichtsbogen stand, kurz über das Feld schwankte, auf der Strafbank saß und sonst auf der Spielerbank lag.

Da sich BAT III im anschließenden Spiel zwar theoretisch möglich, aber doch unerwartet mit 11 Toren Differenz gegen die SG UHC Berlin/VfL Tegel durchsetzte und nur aufgrund der mehr erzielten Tore erster blieb, hat sich am letzten Spieltag nichts geändert. Alles blieb beim Alten und ist heute bereits Geschichte. Nur Tommys Einstellung zum Sport, die bleibt.


[1] Infanterie: 1.700.000 (VII, 60), Kavallerie: 80.000 (VII, 87), Araber und Libyer: 20.000 (VII, 184), griechische Alliierte: 324.000, vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_den_Thermopylen_(Perserkriege).

[2] 300 spartanische Hopliten, 1000 Tegeaten und Mantineer, 120 aus Orchomenos, 1000 aus dem restlichen Arkadien, 400 aus Korinth, 200 aus Phleius, 80 aus Mykene, 700 aus Böotien und Thespiai, 1000 aus Phokis, eine unbekannte (vermutlich aber eher geringe) Anzahl an Männern aus der opuntischen Lokris und 400 Thebaner; vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_den_Thermopylen_(Perserkriege)

[3] Auch wenn Historiker den Vergleich zum zweiten Perserkrieg als marginal hinkend bezeichnen könnten, ist es möglich, dass dieser Augenzeugenbericht bei der Anzahl der Gegner ähnlich geringfügige Übertreibungen enthält, wie der Bericht von Herodot.