Die Turtles können alles. Gewinnen, gut aussehen, herausragend spielen, gut aussehen und dabei noch eine richtig gute Figur machen, bei stets gutem Aussehen. So kennt und schätzt man die Turtles weit über Europas Grenzen hinaus. Erst kürzlich erhielten die Turtles auf der Vollversammlung der Vereinten Nationen den Welttitel „DIE GEILSTEN“ zu sein. Im Nachhinein lassen sich diese Informationen jedoch nicht mehr exakt verifizieren und sollten deshalb eher als „vage“ eingestuft werden.
Den eingangs beschriebenen turtlehaften Kernkompetenzen, konnten wir seit Samstag eine weitere, sagen wir mal Subkompetenz, hinzufügen. Aber dazu später mehr. Vorwegnehmend ist aber festzuhalten: „Harte Arbeit zahlt sich aus.“
Aber der Reihe nach. Denn an diesem Samstag waren die Turtles wieder auf dem Kleinfeld gefordert. Zu nächtlicher Stunde pellten sich die Kröten aus ihren Panzern und schafften es auf wundersame Weise pünktlich, nüchtern und in ausreichender Zahl am Treffpunkt zu erscheinen. Dieses schlechte Omen konnte zu diesem Zeitpunkt noch niemand deuten. Die Gegner der bezirksamtlichen Sportgruppe konnten ebenfalls nicht alle ihre Sportkammeraden*innen von dem zur Unzeit angesetzten Spiel (Samstag 10:00 Uhr) überzeugen, brachten es aber immerhin auf zwei Reihen. Gleichermaßen unmotiviert starteten die Teams.
Wie immer nahmen sich die Turtles vor überragend zu spielen, hoch zu gewinnen und dabei maximalen Spaß zu haben – das mit dem guten Aussehen passiert immer von allein, weshalb sich in dieser Hinsicht natürlich nie etwas vorgenommen werden muss. Schnell wurde klar, dass man den Teil mit dem „überragenden spielen“ für den Tag einfach mal streichen konnte. Als die drei krötigen Reihen endlich warmgespielt waren, reichte nach 20 Minuten ein Blick auf die Anzeigetafel, um festzustellen, dass es mit dem hohen Sieg gegen diesen Gegner nur etwas werden kann, wenn man sich wenigstens etwas bewegen würde. Nach dieser bitteren Erkenntnis war die Motivation sofort im Keller und das nächste Ziel aufgegeben. Um das Gleichnis mit dem „guten Pferd“ und dem „nur so hoch springen, wie es muss“ nicht zu arg zu strapazieren, könnte man auch von dem trägen Gaul sprechen, der nur mit viel Mühe den Arsch hoch bekommen hat, um zur Tränke zu wanken. Da der Platz für die Realität in selbst verfassten Spielberichten jedoch arg begrenzt ist, bleiben wir bei dem guten Pferd, dass nur so hoch sprang, wie es musste. Am Ende dieses unsäglichen Gegurkes stand irgendwas von 6:3 (oder so ähnlich) für die springenden Schildkröten. Das Ziel mit dem maximalen Spaß konnten wir trotz der Rahmenbedingungen aber wieder erreichen. So weit, so mittelmäßig.
Herauszuheben waren Luigi, dessen super Auswürfe von seinen Vorderleuten nicht verwertet werden konnten und ihn so um zahlreiche Vorlagen brachten und die überragende Bude von Sprungpferd Dafl, der sich nach einem langen Ball hochschraubte, um den Ball dann auf Knöchelhöhe der um ihn herum stehenden und begeistert zusehenden Gegner 1A in die Maschen zu hämmern. Warum er sich hochschraubte, blieb sein Geheimnis. Warum die Gegner protestierten und die Schiedsrichter dem Tor die Anerkennung verweigerten, blieb deren Geheimnis. Dafl meinte zwar was von „die Regel, die so eine eingesprungene Super- Bude verhindert, wurde schon vor Jahren geändert…“, aber wer kennt schon die Regeln so genau? Kein Vorwurf an die Schiedsrichter. Er ist gesprungen und es sah einfach zu geil aus für einen Verteidiger. Ich hätte das Tor zweimal nicht gegeben.
Danach ging es zur „Teambesprechnung“, wo in kurzen Videosequenzen die Schlüsselszenen analysiert und eine Regenerationseinheit vor dem kommenden Spiel gegen das Floorball Team Charlottenburg absolviert wurde. Die böswillig gestreuten Gerüchte, dass es sich bei diesen beiden elementaren Bestandteilen der Spielvorbereitung um das Sichten lustiger Tiervideos und die Absorbtion von Flüssigkeiten aus Grün- und Braun-Glas handelt, konnten von uns bisher nicht glaubwürdig wiederlegt werden.
Also ging es topfit ins zweite Spiel des Tages. Obwohl die Turtles sich aufgrund des ersten Spiels schon mindestens vierzig Minuten erwärmen konnten, wurden sie vom kalten FTC ebenso kalt erwischt. Nach 20 Minuten, die wie im Flug vorbeigingen stand es plötzlich 0:3. Was für eine Kacke. Also wie schon im ersten Spiel wurde „überragend spielen“ und „hoch gewinnen“ ratzfatz von der Liste gestrichen. Also voller Fokus auf „maximalen Spaß“. Zur Maximierung des Spaßes musste man die Nummer natürlich nochmal drehen. Als man auf 2:3 dran war und noch drei Minuten auf der Uhr waren, war die Zuversicht groß das Ding mit vier Feldspielern nochmal zu drehen. Die Zuversicht hielt ca. fünf Sekunden, bis Charlottenburg das leere Netz zu nutzten wusste. Wiederum Kacke. Tommy brachte uns Sekunden vor dem Ende nochmal auf 3:4 ran, aber dann kam nix mehr. Auf dem Großfeld hat das FTC die Einladung zum Sieg noch dankend zurückgewiesen, um sich jetzt völlig verdient selbst den Sieg zu schenken. Glückwunsch an die sympathischen Jungs aus Charlottenburg.
Fazit
Die harte Arbeit, die in die erste Punktspielniederlage investiert wurde, zahlte sich nun aus. Die anschließende Teambesprechung war geil (#nackiggemacht). Die zehn beteiligten Turtles können sich auf den nächsten Badge freuen. Trainer und Manager, die von „gezahltem Lehrgeld“ und „noch zu optimierenden Prozessen“ sprechen und versichern aus den Erfahrungen gelernt zu haben, um es beim nächsten Mal besser zu machen… die gibt’s hier nicht.
Turtles zahlen kein Lehrgeld, Turtles zahlen für Leergut. Die Liga kann beruhigt sein. Wir haben nichts aus der Niederlage gelernt. Wir hoffen einfach auf mehr Glück beim nächsten Mal, machen so weiter wie bisher und gucken was am Ende dabei rumkommt. So macht man das, wenn man von der Vollversammlung der Vereinten Nationen, einer vollen Versammlung verweinter Zoologen oder nur voll von irgendjemandem zu „DEN GEILSTEN“ mit dreifachem Ausrufungszeichen erklärt wird. Wir sind damit schließlich in der Verantwortung. Also Floorball-Welt, nimm dir ein Beispiel – aber bitte nicht an uns.