Floordance Turtles Berlin

Geschichte

Hervorgegangen aus dem autonomen Ostberliner Staatsballett schloss sich 2015 eine Gruppe ehemaliger DDR-Kadertänzer mit nur mäßig begabten Laiendarstellern zur Gruppe „Floordance Turtles Berlin“ zusammen. Aufgrund eines Fehlers der Autokorrektur wurde vom Amtsgericht Charlottenburg leider „Floorball“ zur Eintragung gebracht, was den Künstlern anfangs keineswegs behagte. Als sich wenig später herausstellte, dass es unter der Bezeichnung „Floorball“ sehr einfach war riesige Proberäume in Form von Sporthallen kostenlos zur Verfügung gestellt zu bekommen und die ausgeübten, nicht förderungswürdigen Kunstdarbietungen unter dem Deckmantel des Sports „Floorball“ sogar vom Finanzamt als gemeinnützig und weitestgehend steuerbefreit angesehen wurden, entschloss man sich den Irrtum nicht zu korrigieren und aufgrund der vielen Vorteile fortan so zu tun, als würde man sich sportlich betätigen.

bEWEGUNGSPERFORMANCE a la Floordance

Die am 25. und 26. Juni 2016 in Erkrath aufgeführte Varietee-Show „Voll – Die Turtles“ versucht, mehr oder weniger eindrucksvoll, in einer requisitär unterstützten und sportlich kostümierten Bewegungsperformance alternative Interpretationen der sportlichen Leitgedanken „Leistung und Erfolg“ künstlerisch aufzuarbeiten und ästhetisch ansprechend in Form ausdrucks-tänzerischer Stilmittel zu kommunizieren. Bereits berauschte Zuschauer werden eine Reise der kreativen Loslösung von den abstrakten, undefinierten Allgemeinbegrifflichkeiten hin zur destillierten Essenz des Seins begleiten dürfen. Für alle anderen könnte sich die Szenerie jedoch wie ein stetiger Abwärtsstrudel ins Elend darstellen.

Sportlich keinerlei aMBITIONEN

Die künstlerische Leitung inne hat das nur wenigen Insidern bekannte Paar Feyerherd/Flister, das jüngst von einem ostdeutschen Flüchtlingskind adoptiert wurde. Beide setzen sich erstmalig sowohl in Text und Regie, als auch rein physisch mit dem Thema „Sport“ auseinander, mit dem sie bisher keinerlei Berührungspunkte hatten. Auch die Besetzung des teilweise tanzerfahrenen Ensembles lässt sportlich bisher keinerlei Ambition erkennen.

Kulturelle Zeitgeschichte

Das Thema liegt allen Beteiligten dennoch sehr am Herzen, da dessen integrative, auf körperlicher Ebene wirkende Kraft politische, ethnische, religiöse und auch Grenzen sexueller Orientierung zu überwinden vermag. Korrespondierend dazu wirkt diese Kraft um ein vielfaches stärker auf geistiger Ebene, sobald die soziale Katalyse durch Alkohol potenziert wird. Der Suchtmittel bedingte Dauerzustand der Harmonie wird ein zentrales Thema der Darbietung werden.

Die Uraufführung dieses einstudierten Stückes lockte in der Kunstmetropole Berlin fast zweistellige Zuschauerzahlen in die Hallen. Das mehrfach angezeigte und polizeilich erfasste Stück kultureller Zeitgeschichte wagt jetzt den Sprung über die Stadtgrenze, um Unbeteiligten einen Einblick in metropole Realitäten aufzudrängen.